Unser Rückblick auf die 1. Waltroper Demenzwoche

Mit großem Erfolg fand in der zurückliegenden Woche (19.09. – 23.09.2022) eine Veranstaltungsreihe mit spannenden Vorträgen, hilfriechen Workshops und intensivem Austausch unter dem Motto „Demenz gemeinsam begegnen“ statt.
Amarigo hat aktiv an der Planung und Durchführung der Veranstaltungsreihe mitgewirkt und freut sich – gemeinsam mit den Veranstaltern Stadt Waltrop und VHS über die rege Beteiligung der Waltroper Bürger

Montag, 19.09.2022 - 1930 Uhr:
Eröffnungsabend / Auftaktveranstaltung
Am Montag eröffnete Marcel Mittelbach die Demenzwoche mit Verweis auf die großen herausforderungen, mit denen das Thema Demenz für die Menschen in Waltrop verbunden ist. Der Bürgermeister brachte zudem seine Freude über die „Symbiose“ zum Ausdruck, welche die Stadt Waltrop, die VHS und Amarigo eingeangen seien, um diese Veranstaltungsreihe auf den Weg zu bringen und die Waltroper Akteure zur Mitwirkung zu bewegen.
Die Moderation dieser und aller weiteren Veranstaltungen der Demenzwoche übernahm die Altenhilfekoordinatorin der Stadt Waltrop, Frau Alexandra Wittor, die diese Aufgabe sehr kompetent und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl - gerade für die teilnehmenden Angehörigen von Menschen mit einer Demenz – wahrnahm. Am Montagabend stellte sie das Programm der Woche und die Referenten im Einzelnen vor.

Es folgte eine inhaltliche Einführung ins Thema durch Jörg Burbaum, Pflegewissenschaftler und Geschäftsführer der Amarigo GmbH: „Oftmals erleben wir die Situation eines Menschen mit Demenz zunächst als eine Art „Black-Box“ zu der uns der richtige Zugang fehlt“ erläuterte er. „Wir müssen den für diese Person passenden Schlüssel finden, um eine Beziehung zu ihm aufbauen zu können. Dies beginnen damit, sich empathisch in seine Wirklichkeit hineinzuversetzen und seine Situation und sein Verhalten gemeinsam zu reflektieren. Dabei sei insbesondere die Lebensgeschichte des Menschen mit Demenz zu berücksichtigen und es gelte, seine „Gefühle für gültig zu erklären“ (Validation).
Um das relative Wohlbefinden und die Lebensqualität eines Menschen mit Demenz zu verbessern, sei es zudem nötig, Zeit zu haben, um ihm Trost zu spenden und ihm in guter Weise nah zu sein. Ziel sei es dabei stets, dass der Mensch mit Demenz sich „gehört, verstanden, angenommen und mit anderen Personen verbunden“ fühlen könne – zitiert Burbaum aus dem Nationalen Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ (DNQP), der heute den Stand der fachlichen Mindestanforderungen in der Demenzpflege in Deutschland definiert.

Dienstag, 20.09.2022 - 19.30 Uhr:
Demenz gemeinsam begegnen - aus medizinisch-psychologischer Sicht
Am Dienstag Abend kam dann die Medizin zu Wort. Professor Dr. Claus Haase, niedergelassener Neurologe in Waltrop, führte in seinem Vortrag eindrücklich in die medizinischen und psychologischen Grundlagen der Demenz ein. Er stellte zudem die Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung dieser tückischen Volkskrankheit allgemeinverständlich dar.
Dr. Martin Peters, Oberarzt der Geriatrie des St. Laurentius Stifts, stellte die Arbeit seiner Abteilung vor und löste damit auch Fragen nach der Bewertung und Notwendigkeit von freiheitsentziehenden Maßnahmen bei Menschen mit Demenz unter den Zuhörern aus.
Mittwoch, 21.09.2022 - 13.00-16.30 Uhr:

Der Mittwoch bot den Gästen zwei spannende Workshops zu Aspekten des Umgangs mit Menschen mit Demenz im Alltag.
Margrete Decher-Burbaum, Pflegewissenschaftlerin der Amarigo GmbH, stellte in ihrem Workshop person-zentrierte Ansätze im Umgang mit Menschen mit Demenz vor. An vielen Beispielen erläuterte sie, wie der Kontaktaufbau, die Kommunikation mit den Betroffenen und eine konkrete Hilfe in Krisensituationen in wertschätzender Weise gelingen kann. Es wurde deutlich, dass ein demenzsensibler Umgang nicht nur für Angehörige und Pflegende hilfreich ist, sondern von allen Personen erlernt und umgesetzt werden kann, die z. B. berufsbedingt häufiger mit Menschen mit einer Demenz in Kontakt kommen, z. B. in Gastronomie und Einzelhandel, als Busfahrer, im Dienstleistungsbereich oder in der Verwaltung. Respekt und ein „verstehender Zugang“ sind dabei von zentraler Bedeutung.
An dieses Grundverständnis knüpfte auch Gisela Gendig Borchers, Demenzberaterin beim Caritasverband Ostvest e.V., in ihrer Abendveranstaltung „Mit dem Herzen hören“ am Mittwoch an. Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Angehörige von Menschen mit Demenz. Die Referentin wies darauf hin, dass zwar die intellektuellen Fähigkeiten im Verlauf der Demenz immer mehr verloren gehen, dass aber die Gefühle des Menschen bis zuletzt erhalten bleiben nach dem Motto „Das Herz wird nicht dement“. An vielen Beispielen erläuteret Gendig Borchers, wie auf die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen eingeangen werden kann. Zudem machte sie deutlich, dass es auch wichtig ist, dass die Angehörigen sich selbst nicht überlasten, sich Hilfe holen und lernen, die eigenen Grenzen zu akzeptieren.

Donnerstag, 22.09.2022 - 19.30 Uhr:
Wer macht was zum Thema Demenz in Waltrop
Beim „Markt der Möglichkeiten“ am Donnerstag, hatten dann die Akteure, die sich in unserer Stadt professionell mit dem Thema Demenz beschäftigen, die Gelegenheit, sich vorzustellen.
An den Informationsständen informierten sich die Besucher intensiver über die verschiedenen Angebote und fanden viele konkrete Tipps und Ideen, um Problemen zu begegnen und z. B. die Lebensqualität im Alltag mit einem Menschen mit Demenz zu verbessern.
Ein schöner Nebeneffekt war dabei, dass sich auch die Akteure untereinander besser kennenlernten und miteinander ins Gespräch kamen. Es ist zu hoffen, dass das so gewonnene Wissen um die jeweiligen Angebote der anderen Akteure, nun noch gezielter an Betroffene bzw. deren Familien weitergegeben werden kann.

Freitag, 23.09.2022 - 11.00-13.00 Uhr:
Abschlussworkshop: Perspektiven
Das gemeinsame Arbeiten an einer demenzfreundlichen Weiterentwicklung der Strukturen in Waltrop, stand dann auch im Mittelpunkt der Abschlussveranstaltung am Freitag.
In diesem Workshop wurden die Erkenntnisse und Ideen der gesamten Woche zusammen getragen und es wurde gemeinsam mit Angehörigen, Pflegeanbietern Stadtverwaltung und anderen Interessierten überlegt, welche ersten Schritte in Richtung einer „demenzsensiblen Kommune“ nun gegangen werden sollten.
Die Teilnehmenden verständigten sich darauf, dass die Waltroper Demenzwoche auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederholt werden soll. Darüber hinaus ist die Gründung eines „Arbeitskreis Demenz“ geplant, der Initiativen in diesem Bereich anstoßen und koordinieren soll.
Beispielhaft genannt seien hier nur einige Ideen, wie die Gründung eines Demenz-Chores oder einer Demenz-Sportgruppe. Oder die Idee, wie in anderen Städten schon geschehen, eine Aktion „Demenzfreundliches Einkaufen“, gemeinsam mit dem Waltroper Einzelhandel auf den Weg zu bringen.
Fazit:

Die 1. Waltroper Demenzwoche hat ihre Ziele voll erreicht:
- Viele Waltroper Bürger:innen wurden dafür sensibilisiert, dass etwas 800 – 1.200 Menschen mit einer Demenz in unserer Stadt leben, deren Lebenssituation uns nicht egal sein kann.
- Die Bürger:innen und wichtige Akteure in der Arbeit mit Menschen mit einer Demenz sind miteinander im Gespräch und wollen der Demenz – als einer der wichtigsten Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft - gemeinsam mit klugen und menschenfreundlichen Konzepten begegnen.